Wirtschaftlichkeit beim Stahl polieren erhöhen
Temperaturverhalten der Polierpaste als entscheidender Faktor
Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick
- Problemfälle im Polierverfahren können auf Technikumsanlagen nachgestellt werden
- Vergleichende Polierversuche zeigen Problem-Ursachen auf
- Variation von Prozessparametern produziert Daten als Entscheidungsgrundlage
- Temperaturverhalten der Polierpaste ist beim Polieren von Messerstahl der entscheidende Faktor
- Wärmeentwicklung lässt sich unter Verwendung verschiedener Polierringe, -pasten und bei verschiedenen Anpressdrücken überprüfen. Abtragleistung der Paste und damit ihre Wirtschaftlichkeit, lässt sich in relativ zum Anpressdruck und anderen Prozessparametern darstellen
Rauchentwicklung als Ausgangspunkt für Analyse des Polierverfahrens
Während eines Versuchs bei einem Messerhersteller kam es beim automatisierten Messerstahlpolieren zu starker Rauchentwicklung in der Roboterzelle. Die gewünschte Oberflächenqualität konnte deshalb nicht erreicht werden. Die Ursache dafür ließ sich anfangs nicht nachvollziehen.
Reproduktion des Polierprozesses
In einem mit der erforderlichen Messtechnik ausgestatteten Technikum können Polierverfahren originalgetreu nachgestellt werden. Über Variation der Parameter Polierring, Paste, Scheibenbelegung, Drehzahl und Anpressdruck können die Ursachen von Problemen eindeutig identifiziert werden. Im Falle des Messerherstellers wurde schnell klar: durch ungenügende Scheibenhaftung der verwendeten Polierpaste 3 überhitzte die Messerklingen. Die Ursache für die Rauchentwicklung war gefunden. Abhängig von der Anhaftung der Polierpaste am Polierwerkzeug, dem Anpressdruck und der Drehzahl entsteht beim Polieren Reibungswärme. Das Bauteil erwärmt sich an der Kontaktfläche zum Polierring. Die Fette in der Polierpaste werden weich und sorgen für die Haftung des Polierkorns innerhalb der Fettmatrix auf dem Polierring. Durch die spanende Wirkung des Polierkorns wird auf der Werkstückoberfläche zusätzlich Wärme erzeugt. Die Gesamtsumme an Wärme verursacht, dass das in der Polierpaste enthaltende Fett zu rauchen beginnt.
Vergleichende Polierversuche zeigen Optimierungspotentiale auf
Die vergleichenden Polierversuche mit anderen Polierpasten bei unterschiedlich starken Anpressdrücken haben einen positiven Nebeneffekt: anhand der gewonnenen Daten wird erkennbar wie die Wirkzusammenhänge der einzelnen Parameter sind und wie die optimale Parameterkombination aussieht. Polierpaste 1 erzielte bei einem Anpressdruck von 12-13% einen deutlich höheren Abtrag als die bisher eingesetzte Paste 3 und die Polierpasten 2 und 4. Ein zu vermutender stärkerer Abtrag bei Wahl eines höheren Anpressdruckes stellte sich bei allen vier getesteten Polierpasten nicht ein. Grund dafür ist die zu geringe Belegung des Polierrings.
Der Abtrag von Polierpaste 1 ist deutlich höher als bei den anderen untersuchten Polierpasten. Trotzdem weisen die polierten Teile eine merklich geringere Erwärmung auf. Zur bisher eingesetzten Paste 3 ist eine Temperaturdifferenz auf der Werkstückoberfläche von ca. 40 Grad Celsius messbar (siehe Abbildung 1). Bei gut abgestimmten Polierverfahren erwärmt sich in erster Linie der vom Werkstück abgelöste Span. Dadurch wird die Erwärmung der Werkstückoberfläche reduziert. In nicht optimierten Verfahren kann wenig oder gar kein Span abgetragen werden, weil z.B. die Drehzahl zu hoch ist oder zu wenig Polierpaste aufgetragen wird. Ist der Schmelzpunkt des Fettes in Polierpaste zu gering, haftet die Polierpaste nicht am Polierring. Dadurch sinkt die Abtragsleistung deutlich. Gleichzeitig erhöht sich die Temperatur.
Prozessdaten visualisieren höhere Wirtschaftlichkeit des Polierverfahrens
Noch mehr Daten können über fortlaufende Variationen der Prozessparameter gewonnen werden. Diese Daten veranschaulichen konkrete Optimierungspotentiale. Die Abbildung 3 zeigt, dass bei Wahl eines anderen Polierrings mit verbesserter Pastenbelegung, in Kombination mit einer optimierten Fettbindung in Paste 1, ein deutlich höherer Abtrag erreicht wird. Daraus ergeben sich erheblich kürzere Zykluszeiten.
Der bekannte Zusammenhang zwischen Temperaturentwicklung und Höhe des Anpressdruckes wird in Abbildung 4 belegt. Im mittleren Arbeitsbereich erzeugt Paste 1 etwas mehr Wärme als Polierpaste 2. Bei höheren Anpressdrücken reicht die Scheibenhaftung des Poliermittels nicht aus. In der Folge wird die Scheibenbelegung zu gering. Es entsteht Reibung zwischen der Scheibe und dem Werkstück ohne Polierkorn. Das Werkstück erhitzt sich, gleichzeitig sinkt der Abtrag durch das fehlende Poliermittel.
Messverfahren liefert wirtschaftlichste Prozesseinstellung
Für Messerstahl polieren empfiehlt sich die Polierpaste 1. Diese Erkenntnis gewann der Messerhersteller auf Basis der vergleichenden Polierversuche. Diese Empfehlung ergibt sich aus den Messdaten. Sie zeigen, dass mit Paste 1 und Polierring 2 Temperatur begrenzt und die Qualität optimiert wird.